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InterviewsWir haben mehrere Personen der Seelsorgeeinheit zum Thema "Situation und Probleme der katholischen Gemeinden" befragt. Allen wurden per email die selben fünf Fragen gestellt. Wir danken allen, die sich die Mühe gemacht haben, die Fragen zu beantworten. Günter Schmutz, Pfarrgemeinderat aus Opfingen1. Was sind ihrer Meinung aktuell die größten Probleme der Gemeinden? Herr Schmutz: Das Hauptproblem ist hier ganz klar der Priestermangel und damit zwangsläufig auch das Zusammenlegen der Gemeinden zu immer größeren Seelsorgeeinheiten. 2. Woran liegt es, dass immer weniger Leute sich dafür interessieren Pfarrer zu werden oder grundsätzlich sich in der Gemeinde bzw. in der Kirche zu engagieren? Herr Schmutz: Hier sind meiner Meinung nach zwei Dinge hauptausschlaggebend: Durch die Seelsorgeeinheiten wird der Druck auf die Pfarrer immer größer - sie müssen zu ihrer seelsorgerischen Tätigkeitzunehmend Managertätigkeiten wahrnehmen - und das Zölibat, das dringend überdacht werden muss. 3. Was könnte man dagegen machen? Oder kann überhaupt da sinnvoll eingreifen? Herr Schmutz: Zölibat abschaffen und Frauen zum Priestertum zulassen. Verlagern von organisatorischen Dingen an festangestellte und bezahlte Angestellte, um die Pfarrer hier zu entlasten. Hier muss man sich auch fragen, was kann man tun, um die Jugendlichen wieder besser in die Kirche "einzubinden"? 4.Welche Probleme ergeben sich, wenn sich eine Gemeinde Pfarrer und Einrichtungen mit anderen Teilen muss? Herr Schmutz: Hier zeigt sich in der Praxis, dass sich einzelne Gemeindeteile "vernachlässigt" fühlen. Zum einen müssen Dinge aufgegeben werden (z.B. Fronleichnamsprozession) und zum andern können z.B. Gemeinderäume nicht mehr dezentral gebaut bzw. gehalten werden aus Kostengründen. Für die Gläubigen ergibt sich hier die Problematik, sich in andern Gemeinden engagieren zu müssen, wenn was bewegt werden soll. 5.Wie stehen sie persönlich zu der Zusammenlegung von Gemeinden zu den neuen großen Seelsorgeeinheiten? Herr Schmutz: Ich halte nichts von der Zusammenlegung. Hier hat die Praxis gezeigt, dass die Leute ab einer gewissen Entfernung nicht mal mehr bereit sind, zum Gottesdienst zu fahren geschweige denn, sich persönlich in die Gemeinde "einzubringen". Bettina Wittmer, Gemeindereferentin1. Was sind ihrer Meinung aktuell die größten Probleme der Gemeinden? Frau Wittmer: Der Glaube ist bei vielen Menschen oft Privatsache oder spielt im Leben überhaupt keine Rolle mehr. In unserer modernen Zeit gibt es viele "Sinnanbieter", die Menschen sind nicht mehr so wie früher gebunden an die Ortskirchen, man spricht auch von "Patchwork-Religion". Jeder sucht sich aus der Vielzahl der Religionen und Sinnanbieter das heraus, was gerade so passt. In vielen Gemeinden ist das Bewusstsein von Kirche nur bezogen auf den Priester. Kirche im pastoralen Kontext ist bei Weitem mehr "Volk Gottes auf dem Weg". D.h. jeder Getaufte ist berufen, Kirche mitzugestalten und zu tragen und nicht nur die Priester. 2. Woran liegt es, dass immer weniger Leute sich dafür interessieren Pfarrer zu werden oder grundsätzlich sich in der Gemeinde bzw. in der Kirche zu engagieren? Frau Wittmer: Die Berufsaussichten für einen Priester sind ja im Moment nicht besonders motivierend. Arbeitszeit ohne Ende und immer größer werdende Seelsorgeeinheiten. Die Seelsorge bleibt dabei auf der Strecke. Zum Ehrenamt: siehe Antwort 1. Zudem herrscht eine große Unsicherheit, mancherorts auch Frust in Bezug auf die größer werdenden Seelsorgeeinheiten. 3. Was könnte man dagegen machen? Oder kann überhaupt da sinnvoll eingreifen? Frau Wittmer: Das Bewusststein von Kirche stärken. D.h. wir sind hier die Ortskirche und wir dürfen sie mitgestalten - und erst recht, wenn es für x Gemeinden nur noch einen Pfarrer gibt. 4.Welche Probleme ergeben sich, wenn sich eine Gemeinde Pfarrer und Einrichtungen mit anderen Teilen muss? Frau Wittmer: Probleme ergeben sich, wenn der Pfarrer als "Kirche" angesehen wird. 5.Wie stehen sie persönlich zu der Zusammenlegung von Gemeinden zu den neuen großen Seelsorgeeinheiten? Frau Wittmer: Die Art und Weise finde ich nicht gut, denn die "kleineren" Seelsorgeeinheiten fanden sich erst zusammen und wagten erste Schritte, erarbeiteten vielleicht schon ein gemeinsames Konzept, und dies wird nun mit den größeren Seelsorgeeinheiten zum Teil wieder aufgehoben. Zudem wurden die neuen Seelsorgeeinheiten um bestehende Strukturen herum "gebastelt". Längerfristig hat dieses Modell sicherlich keine Zukunft. |
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